Unbewaffnete Jagd - Der Jäger als Heger und Pfleger
In Wald und Feld kann der Jäger so einiges tun, um die Lebensqualität der Wildtiere zu verbessern. Wie Jäger Rehe buchstäblich glücklich machen können, seht ihr hier. Der Jäger in seiner Rolle als Heger und Pfleger des Wildes.
Schaffe, schaffe Hochsitz baue...
In der Rubrik "Jagdarten" steht die Ansitzjagd als die wohl am häufigsten praktizierte Form der Jagdausübung beschrieben. Doch Hochsitze wachsen nicht auf Bäumen und daher muss der Jäger sich oft als Handwerker beweisen, um von einem sicheren, stabilen und zudem möglichst "schönen" Hochsitz aus zu jagen. Dass Jäger nicht nach dem Vorbild des Schiefen Turms von Pisa handeln dürfen, regelt übrigens das Gesetz. Die Berufsgenossenschaft veröffentlicht regelmäßig Richtlinien, welche Eigenschaften ein Hochsitz erfüllen muss und was der Jäger und Handwerker zu beachten hat.
Grundsätzlich sollte sich ein Hochsitz und generell eine Jagdliche Einrichtung "gut ins Landschaftsbild einfügen". Ein pink lackierter Hochsitz mit Blumenkästen vor dem Kanzelfenster passt also nicht unbedingt in den deutschen Wald.
Wenn wir in unserem Revier Hochsitze bauen, so tun wir das selbstverständlich aus Holz. Material dafür liefert der Wald ja ausreichend. Doch hier ist Vorsicht geboten! Nicht jeder Jäger darf so einfach in seinem Revier Bäume fällen und daraus Hochsitze bauen. Im Pachtvertrag, den sowohl Grundbesitzer als auch Jagdpächter unterzeichnen, sollte also geregelt sein, ob und in welchem Maße der Wald zum Hochsitzbau genutzt werden darf. Dass eine 100 jährige Eiche zum Hochsitzbau gefällt wird, ist nämlich normalerweise nicht wirklich im Sinne des Försters...
Der Vorteil der vor Ort beschafften Materialien liegt klar auf bzw. in der Hand: Man muss es nicht durch den ganzen Wald schleppen...
Beim Hochsitzbau verwenden wir so wenig künstliches Material wie möglich. Um das Dach, sofern eines errichtet werden soll, dicht zu halten, nutzen wir nicht wie von vielen Jägern favorisiert, Wellpappe, sondern Teichfolie. Zwar läuft das Wasser besser ab, wenn es auf die Wellpappe regnet, doch ist sie auch anfälliger für Schäden durch Äste, die u.U. aus den Baumkronen brechen. Zudem wird das Material durch die konstante Sonneneinstrahlung oft brüchig und spröde. Wir haben uns daher angewöhnt ein "Öko-Dach" auf unsere Hochsitze zu bauen. Auf den Bretterverschlag, sozusagen der Grundboden für das Dach kommt die Teichfolie und dann "haufenweise" Waldboden bestehend aus Tannennadeln, Zapfen, Blättern, Wurzeln usw. Nach nur wenigen Wochen festigt sich das Erdreich auf dem Dach und lässt Gras und Moos wachsen. Teilweise wachsen sogar kleine Bäume auf unseren Hochsitzen. Auch wenn das Öko-Dach dicht gehalten hat, fängt das verbaute Holz nach ein paar Jahren an zu faulen. Sobald es nicht mehr sicher ist, einen Hochsitz besteigen, sollte dieser abgerissen oder erneuert werden. Nun kommt unser Öko-Dach ein letztes Mal zur Geltung. Schnell ist das "Stückchen Wald" auf dem Dach entfernt, die Folie losgerissen und zusammengelegt. Zu Hause kann diese dann platzsparend in der Mülltonne entsorgt werden. Der Rest des Hochsitzes (bis auf die besonders "durchnagelten" Elemente) kann im Wald verbleiben oder zum Grillplatz gefahren werden. Über das abgelagerte und trockene Holz freuen sich mit Sicherheit die Gäste der nächsten Grillparty.
Gut getarnt und relativ unauffällig steht diese geräumige Kanzel in einer großen Fichte. Auf jeden Fall gut ins Landschaftsbild integriert!
In Deckung!!
Wenn Wildtiere Menschen in ihrem Lebensraum begegnen, ist die erste Reaktion der Tiere: "In Deckung!" Tiere brauchen Deckung um sich sicher zu fühlen und um sich und ihren Nachwuchs zu verstecken. Rehe zum Beispiel halten sich zwar oft im Feld auf, versuchen aber meist, eine Dickung, ein Gebüsch oder ein hohes Feld als Deckung in erreichbarer Nähe zu haben - sozusagen als Notausgang. Ein Fuchs wiederum schnürt (läuft) fast immer direkt am Rand der Deckung. Oft sieht man die roten Räuber am Feldrand, am Wegesrand oder an der Waldkante entlanglaufen. Droht Gefahr, so sind sie mit einem Sprung in der Deckung. Was aber, wenn diese Deckung fehlt? Feldgehölze und breite Wegränder müssen oft Ackerflächen weichen, die im Winter nun einmal gar keine Deckung bieten können. Auch wenn Menschen oft auf den Wegen bleiben, so durchstöbern ihre vierbeinigen Begleiter doch recht häufig den Wegesrand - da riecht es halt immer so gut nach Hase und Reh... Dass dies jedoch gerade für Jungtiere im Frühjahr gefährlich werden kann, daran denken die wenigsten.
Rehe fühlen sich mitunter sehr sicher, wenn sie aus der Deckung heraus Spaziergänger, Radfahrer und Jogger beobachten können. Ein Reh als Beweis konnte ich im Frühsommer "schießen". Mit der Kamera bewaffnet begegnete ich dieser Ricke (Muttertier), die zweifelsohne ihr Kitz irgendwo im Umkreis von 5 Metern versteckt hielt. Schnell schoss ich ein Foto und ging dann normal weiter. Zwar beobachtete sie mich äußerst misstrauisch, sprang jedoch nicht ab; ein Zeichen dafür, dass sie diesen Ort nur ungern verlassen wollte, um ihr Kitz nicht allein zu lassen. Dieser Wegesrand ist gerade einmal zwei bis drei Meter breit. Wie wertvoll er jedoch für das Wild ist, kann man sich kaum vorstellen.
Unten: Dieses Reh saß nur wenige Meter vom Weg entfernt im Weizenfeld. Auch diese Ricke fühlte sich in ihrer Deckung sicher und ließ mich ein Foto schießen und dann passieren.
Das Salz in der Suppe
Wie auch der Mensch benötigen Wildtiere gewisse Mineralstoffe wie z.B. Phosphor, Calcium und Natrium. Einen Großteil dieser Mineralien nimmt das Wild durch seine Äsung (Nahrung) auf. Da pflanzliche Nahrung jedoch eher ein Lieferant von Kalium- als von Natriumverbindungen (und somit Salz) ist, kommen die Pflanzenfresser nur recht schwer an die vom Körper erwünschten Menge. Mit dem Salzstreuer über die Wiese zu gehen und den Rehen das Essen salzen, funktioniert leider nicht so recht. Daher stellen wir Jäger in unseren Revieren sogenannte Salzlecken oder auch Stocksulzen auf. Dies ist wirklich eine einfache, aber vom Wild sehr begehrte jagdliche Einrichtung. Ein Holzpflock wird in den Boden getrieben, darauf wird ein Blumentopf befestigt und Salz eingefüllt. Bereits beim nächsten Regenschauer mischt sich das Wasser mit dem Salz und fließt am Stamm hinunter. Dann kommt das Wild, vornehmlich Rehe und Damhirsche, und knabbern die gesalzene Baumrinde ab oder schlecken den Stamm sprichwörtlich ab. Dies führt soweit, dass viele Salzlecken nach wenigen Jahren fast "aufgefressen" sind. Auf einer bestimmten Höhe knabbern die Rehe so stark am Holz, dass es eher an das Werk eines Biebers erinnert.
Salz ist ein wichtiges Mineral, was nicht nur die körperliche Entwicklung der Tiere begünstigt, sondern auch generell für gesundheitliches Wohlbefinden sorgt. Also machen wir Jäger dadurch die Rehe buchstäblich glücklich!
Eine Salzlecke im Feld. Vom Salz weiß gefärbt und von den Rehen glatt geschleckt ist diese Salzlecke. Bis vor wenigen Monaten trug der Stamm noch Rinde. Diese salzigen Häppchen jedoch, fanden schnell Liebhaber.
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