Ansitz:
Der Ansitz ist die wohl die am häufigsten praktizierte Art der Einzeljagd, zumindest in Deutschland. Das Prinzip ist simpel: Der Jäger sitzt auf einem Hochsitz und wartet darauf, dass das Wild von sich aus und nicht beunruhigt in sein Blickfeld zieht. Ist dies der Fall, hat der Jäger oft viel Zeit, genau anszusprechen, d.h. das Wild bzgl. Alter, Geschlecht und körperlicher Verfassung zu kategorisieren und in der lebensraumspezifischen Kontext einzuordnen.
Normalerweise wird der Hochsitz am frühen Morgen oder am späten Abend bezogen, da in diese Zeit die Hauptaktivität des Wildes fällt und es "auf den Läufen" (unterwegs) ist. Der Vorteil dieser Jagdart ist ganz klar, dass der Jäger viel Zeit und oft auch Vergleichsmöglichkeiten hat, um das Wild richtig ansprechen zu können. Der Ansitz ist eine sehr ruhige und passive Art der Jagd, bei der der Jäger keinen Einfluss auf die Bewegungen des Wildes im Revier hat und daher eben auch häufig leer ausgeht, also mehrere Stunden im Wald oder Feld sitzt, ohne auch nur ein Haar gesehen zu haben. So ist die Jagd aber generell - man kann nichts erzwingen.
Ein besonders wichtiger Faktor für den Jäger ist beim Ansitz der Wind. Bevor das Wild seinen Einstand verlässt, prüft es eingehend den Wind auf "gefährliche" Gerüche, etwas, was wir Menschen nun einmal an uns tragen. Der geübte Jäger passt also die Wahl seines Ansitzplatzes dem Wind an und verlässt mitunter seinen Hochsitz, wenn der Wind plötzlich dreht und in eine Richtung weht, aus der der Jäger Wild erhofft.
Der Ansitz wird meist von einzelnen Jägern betrieben. Ein Gruppenansitz jedoch ist eine ebenfalls häufig praktizierte Art der Ansitzjagd. Eine Gruppe von Jägern verabredet sich zum Ansitz, jeder besteigt individuell einen Hochsitz und am Ende wird zusammengetragen, was alles gesehen oder erlegt wurde. Hier kommt bereits der so besondere gesellschaftliche Teil der Jagd dazu, denn vor und nach dem Ansitz ist oft Zeit für ein gemütliches Beisammensein mit viel, viel... na was wohl... richtig - Jägerlatein.
Der Blick aus dem Hochsitz. Nur vertraut ziehendes Wild kann auf dieser Schneise vom Jäger angesprochen und ggf. erlegt werden.
Pirsch:
Ebenfalls eine Art der Einzeljagd ist die Pirsch. Diese Form verlangt dem Jäger aber so einiges an Disziplin und Sinnesschärfe ab. Bei der Pirsch versucht der Jäger sich dem Wild in seinem Einstand so leise und unauffällig wie möglich zu nähern. Auf der Suche nach Wild streift der Jäger also vorsichtig durch den Wald und sobald er etwas in Anblick bekommt, geht es in kleinster Gangart weiter. Natürlich verfügen fast alle Wildarten über deutlich bessere Sinnesorgane als wir Menschen. Sie riechen, hören oder sehen den Jäger oft bevor dieser sie überhaupt bemerkt hat. Daher gilt es grundsätzlich gegen den Wind, so leise wie möglich und ganz, gaaaanz vorsichtig zu pirschen. Denn nur dann hat der Jäger eine Chance Wild in Anblick zu bekommen und sich ggf. auf Schussdistanz zu nähern. In Gruppen zu pirschen ist fast komplett aussichtlos. Als Jagdgast in einem fremden Revier hat man also, wenn die Pirsch die auserkorene Jagdart ist, einen sehr erfahrenen Pirschführer dabei, der um die Einstände und Gewohnheiten des örtlichen Wildes weiß.
Auch ich bin schon oft gepirscht und habe Freunde auf der Pirsch geführt. Das spannende daran ist, dass alle Sinne permanent bis aufs Zerreißen gespannt sind. Gerade das macht diese Jagdart aus, die übrigens zu jeder Tageszeit erfolgversprechend sein kann, denn man sucht ja das Wild in seinem Tageseinstand auf. Eines jedoch sollte ein jeder Waidmann beherzigen: Ein Revier ist schneller leer gepirscht als leer geschossen.
Drückjagd:
Die bekannteste Form der Gesellschaftsjagd ist die sogenannte Drückjagd im Herbst oder Winter. Bei einer Drückjagd wird eine Gruppe Jäger vom Revierinhaber über das Jagdrevier verteilt. Oft stehen die Jäger an Wechseln (Pfaden), die das Wild gerne annimmt, um von einem Einstand in den nächsten zu kommen. Sobald alle Jäger in Position sind, geht eine Gruppe Treiber mit Jagdhunden los und durchkämmt potentielle Tageseinstände des Wildes. Durch die Eindringlinge aufgescheucht, verlässt das Wild die Dickung, um in einen anderen Teil des Waldes zu ziehen; es wird also "gedrückt". Die an den Wechseln postierten Jäger haben dann die Möglichkeit das Wild anzusprechen und ggf. zu erlegen. Auf schnelle und aggressiv jagende Hunde wird bei dieser Jagdart verzichtet, denn das Wild soll nicht gehetzt, sondern lediglich aufgescheucht werden. Ebenso wird auf ungeübte Jäger verzichtet, denn bei der Drückjagd muss äußerst diszipliniert gejagt und vor allem sicher geschossen werden. Denn das Wild zieht (geht) die meiste Zeit und kan daher unter Umständen ein bewegendes Ziel darstellen, dass nur geübte und erfahrene Jäger treffen können.
Diese Jagdart hat den entscheidenden Vorteil, dass innerhalb kurzer Zeit relativ viel Wild erlegt wird. So konzentriert sich der Stress im Revier auf wenige Stunden oder Tage, wohingegen dauerhaft praktizierte Ansitz- und Pirschjagd einen "Dauergeruch" im Wald hinterlässt und das Wild dazu veranlasst, in ein anderes Gebiet zu ziehen. Natürlich werden bei einer Drückjagd nicht alle Wildtiere aus dem Revier erlegt. Strenge Vorgaben der Revierinhaber bzgl. Anzahl, Größe, Alter und Geschlecht des Wildes müssen befolgt werden, denn eine Drückjagd gilt nicht der Ausrottung einzelner Wildarten, sondern lediglich deren intensiver und möglichst stressfreier Bejagung. Die Drückjagd erfolgt meist am (Vor-)mittag und liefert dem Jäger daher bestes Licht zum sicheren ansprechen.
Bei der Drückjagd kommt das Wild im Idealfall langsam und vertraut, wie hier zwei Rothirsche.
Ein typischer Drückjagdstand. Hier kommt Kahlwild (weibl. Rotwild) aus der Dickung rechts und zieht vertraut die Schneise hoch.
Treibjagd:
Die Treibjagd ist wie die Drückjagd eine Form der aktiven Gesellschaftsjagd, bei der Wild aus seinem Einstand gescheucht wird und von strategisch platzierten Jägern erlegt werden kann. Bei einer Treibjagd jedoch wird Niederwild (z.B. Fasane, Hasen, Kaninchen, Füchse etc.) bejagt. Da sich diese Wildarten zumeist im Feld aufhalten, werden sie auch dort bejagt. Treiber durchstreifen Rüben-, Kartoffel- oder Maisäcker und treiben das Wild aus dem Einstand. Im Gegensatz zur Drückjagd legt das Wild aber keine weiten Strecken zurück und wird daher nicht dauerhaft gestresst. Ein aufgescheuchter Fasan nämlich fliegt wenige hundert Meter, um irgendwo im Feld wieder einzufallen (zu landen) und wird nicht meilenweit verfolgt.
Bei der Treibjagd werden vornehmlich Wildarten bejagt, die sonst das ganze Jahr über geschont werden, da Fasane z.B. nicht vom Ansitz aus bejagt werden. Treibjagden gibt es heutzutage nicht mehr ganz so häufig wie früher. Aufgrund verschiedener Faktoren hat sich der Besatz von Hase und Fasan in den vergangenen Jahrzehnten derart verschlechtert, dass die Anzahl der Tiere in den meisten Revieren keine Treibjagd mit großen Strecken mehr zulässt.
Lockjagd:
Die Lockjagd ist wie der Name schon sagt eine Art der Jagd, bei der der Jäger das Wild aktiv anlockt, d.h. durch visuelle, akustische oder sogar audiovisuelle Reize dazu bewegt, sich dem Jäger zu nähern. Dabei kommt es stark auf die Wildart an, mit welchen Reizen sie sich anlocken lassen.
Füchse z.B. reagieren am besten auf das Imitieren von Klage-/Sterbelauten, bei denen ihnen sozusagen das Wasser im Mund zusammenlaufen sollte. Füchse lassen sich das ganze Jahr über locken.
Rehe bzw. besser gesagt Rehböcke können nur im Hochsommer während der Blattzeit (Paarungszeit) gelockt werden. Dann ahmt der Jäger dem Ruf einer Ricke nach, auf den hin sich der Bock "in großer Hoffnung" nähert.
Krähen werden oft mit einem sogenannten Lockbild bejagt, d.h. Plastikattrappen werden im Feld platziert, um einen besonders aussichtsreichen Futterplatz zu markieren, auf den hin andere Krähen im Futterneid herbeigeflogen kommen. (Daher kommt das Wort Lockvogel.) Oft greift der Jäger auch auf akustische Hilfen zurück, ruft also mit Hilfe eines Lockinstrumentes nach den vorbeifliegenden Krähen.
Ein Rothirsch hingegen lässt sich gut im September/Oktober zur Brunft locken, indem der Jäger den Ruf eines Rivalen nachahmt. Daraufhin kommt der Platzhirsch, um seine Vormachtstellung zu behaupten.
Die Lockjagd wird normalerweise mit dem Ansitz kombiniert und kann mitunter die spannensten Hautnah-Erlebnisse überhaupt bringen, vorausgesetzt der Jäger ist erfahren genug, mit den verschiedenen Instrumenten umzugehen.
Es gibt zwar noch etliche weitere Arten der Jagd mit diversen Unterarten, diese jedoch alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Die Jagd hat viele Fassetten und der Jäger, ein gewisses Maß an Disziplin und Erfahrung vorausgesetzt, hat die volle Bandbreite zur Verfügung.
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