Nach zwei Stunden Fahrt kamen meine Freundin und ich am Freitagabend im Westerwald an. Für Revierarbeit war es bereits zu spät; denn die Sonne stand bereits tief am Himmel. Also konzentrierte ich mich darauf mir für den nächsten Tag einen Schlachtplan zurecht zu legen und suchte mir in der Garage des Jagdhauses alle nötigen Utensilien und Werkzeug zusammen:
- Die Motorsäge für besonders dicke Äste oder kleinere Bäume die aufgeastet werden mussten
- Schnittschutzhose, Helm mit Gesichtschutz und Handschuhe zum eigenen Schutz
- Ein Spaten zum Ausheben der Stufen an einem steilen Abhang den man zur Weihnachtskanzel nehmen muss
- Die Teleskopschere und -säge für die ganz hohen Äste rund um die Hochsitze
- Buchenholzteer; das Schweine-Parfüm zum Anstreichen alter Baumstümpfe und Malbäume
- Blumentöpfe für eventuelle neue Salzlecken
- Ein Sack Viehsalz zum Auffüllen der Salzlecken
- Ein Wasserkanister zum Verflüssigen des Salzes
- Handastschere und -säge für Äste auf Augenhöhe
- Rechen und Harke zum Ausarbeiten der Pirschwege
- Hammer, Nägel und Zange
- sowie einen Eimer Mais/Weizen Gemisch zum Kirrungen beschicken
- Das Fernglas auf dem Beifahrersitz durfte natürlich nicht fehlen
- Eine Flasche Wasser und zwei Brötchen gehörten ebenfalls zur Grundausstattung
Das Auto ist gepackt; bald kann es losgehen! |
Die Leiter am Rande der Fläche bestieg ich nach getaner Arbeit und suchte die Umgebung nach störenden Ästen und anderen Hindernissen ab. Diese räumte ich aus dem Weg und ging danach den ca. 200 Meter langen Pirschweg zurück zum Wagen. Dort stand ein Radfahrer mit Hund und spähte argwöhnisch ins Innere meines Autos. Zugegebenermaßen ist ein silberner Golf nicht das Jagdauto schlechthin, gerade wenn das Nummernschild für die Ortsansässigen ebenfalls unbekannt ist. Als er mich erblickte, hatte er wohl genug gesehen und radelte weiter. Leider hatte ich kein "Jagd-Betrieb" Schild in der Windschutzscheibe, sonst hätte der Passant gleich Bescheid gewusst. Nächstes Mal...
Den ganzen Vormittag verbrachte ich damit, auch an anderer Stelle Suhlen freizuräumen, Malbäume zu bestreichen und Hochsitze freizuschneiden. Auch so manche Salzlecke füllte ich noch auf, da die meisten über den Sommer leergewaschen wurden. Den Blumentopf füllte ich also wieder bis zum Rand mit Salz und goss noch einen Schuss Wasser nach, damit der Baumstamm wieder direkt schön salzig war. An einer Stelle sogar hatte das Schwarzwild die Salzlecke derart auseinandergenommen, dass ich den Ton-Blumentopf nur durch Zufall in der Dickung erspähen konnte. Den Stamm hatten die Sauen mitsamt der Wurzel komplett ausgegraben; an dieser Stelle bereits zum zweiten Mal innerhalb von 3 Jahren. Kurzentschlossen holte ich also die Motorsäge aus dem Auto und errichtete eine neue Salzlecke an dieser Stelle; wer weiß, wie lang diese halten wird. Salzlecken baue ich sehr, sehr gerne. Sie sind leicht zu errichten und unglaublich beliebt beim Wild. Siehe dazu auch den Beitrag über Salzlecken ("Das Salz in der Suppe" unter "Revierarbeit").
Schnell war die 3. Generation Salzlecke errichtet Die eingearbeitete Rinne veteilt das Salzwasser gleichmäßig über den Stamm. |
Freie Sicht auf die Moorwiese. Nun kann von dort aus wieder gejagt werden. Vorher war die Sicht fast komplett zugewuchert. |
Nicht nur für die meisten Wildarten ein toller Lebensraum; der Wildacker. |
Auch wichtig an diesem Wochenende war es, neue Kirrplätze ausfindig zu machen, wohin wir ggf. unsere derzeit unterhaltenen Kirrungen verlegen wollten. Auch potentielle Plätze wo Hochsitze errichtet werden könnten/sollten, kundschaftete ich aus.
Am späten Nachmittag hatte ich das ganze Salz verteilt, zahlreiche Malbäume bearbeitet, eine neue Salzlecke errichtet, den Teichzufluss repariert, X Hochstize freigeschnitten und die Augen stets offen gehalten, um neue vielversprechend Plätze auszumachen.
Dieser Samstag war wirklich ausgesprochen erfolgreich! Abends stellte ich am Kamin (es war doch relativ frisch geworden) eine Liste zusammen, was sonst noch gemacht werden musste. Auch wenn ich den ganzen Tag geschufftet hatte, so kam noch eine ganze Menge zusammen.
Eines stand fest: Im Team macht es viel mehr Spaß!
Am Sonntag fuhr ich erst spät am Vormittag ins Revier. Im Prinzip hatte ich das gleiche auf dem Programm stehen, wie am Vortag, nur eben an anderen Plätzen. Den "Turmblick" schnitt ich großzügig frei; hier sollte im Winter so mancher Fuchs gejagt werden, denn dieser Sitz stand direkt am Fuchspass zwischen einem großen Feldgehölz und dem Bauernhof, wo Reineke sich nachts im Hühnerstall bediente. Auf der Wiese vor der Kanzel saß ein Bock und döste in der Sonne. Leider sprang er ab, als ich mich näherte; ich hatte ihn zu spät gesehen. Am Turmblick richtete ich die Leiter noch neu aus, da die 30x30 cm Betonplatten als Auflage verrutscht waren. Auch dort befüllte ich die Salzlecke, astete auf und kontrollierte die allgemeine Sicherheit des Hochsitzes noch einem vor dem Winter.
Eine von vielen Salzlecken, die am Wochenende aufgefüllt wurden. Man erkennt gut die abgenagten Stellen am Stamm auf "Reh.Augenhöhe" |
Als letztes vor der Heimfahrt wollte ich noch am Steinbruch vorbeischauen, denn dort wollten wir evtl. im Winter auf Schwarzwild jagen. Ein bis zwei Treiber sollten in der Dickung etwas Unruhe machen und die Wildschweine dann den 4-5 Schützen kommen, die strategisch angestellt werden. Genau diese 4-5 Stände wollte ich festlegen. Am allerwichtigsten ist, dass sich die Schützen nicht gefährden. Also überlegte ich genau, wo Schussfeld sein würde und wo verbotene Zone war. Mit einem kleinen Stück Markierungsband kennzeichnete ich die Stände, schnitt ein paar Äste ab, die ins Schussfeld ragen würden und stellte mir vor, wo die Wildschweine am wahrscheinlichsten entlang ziehen würden. Im Winter werden wir sehen, ob es sich gelohnt hat!
Natürlich astete ich auch am Steinbruch die Bäume auf, um ein gutes Blickfeld von der Kanzel zu haben. Diesen Sitz hatten wir erst vor zweieinhalb Jahren errichtet und er war in bester Verfassung. Nur ein paar Brombeerranken entfernte ich, die sich ins Hochsitzinnere geschlängelt hatten.
Am späten Samstagnachmittag mussten wir wieder die Heimreise antreten. Die Uni rief... Auf dem Weg rief ich noch meinen Bruder an um für das nächste Mal zu planen, was, wann gemacht werden sollte.